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Das Paradies auf Erden?

In meinem letzten Post über Busua Beach habe ich geschrieben:,, Ich kann mir kaum einen schöneren Ort vorstellen... "

Die drei Pünktchen am Ende des Statements habe ich bewusst gewählt, denn direkt am Strand scheint Busua das Paradies auf Erden zu sein. Doch wenn man sich nur 25 Meter vom Strand entfernt und ins Dorf geht, wird man zurück in die ghanaische Wirklichkeit geholt:

Zerfallene Hütten in denen Leute wohnen, kleine Kinder, die von ihrem 5. Lebensjahr an Wasser vom Brunnen bis zur Hütte schleppen, um sich zu waschen, zu kochen und es zu trinken. (Richtig sauber ist das Wasser auf keinen Fall.)
Vielen Leuten sieht man an, dass sie unbehandelte Krankheiten haben. Manche haben angeschwollene Gerstenkörner, manche haben einfach Augen, die krank aussehen. Eine Frau hat unheimliche Wassereinlagerungen in den Beinen, so dass es richtig ekelerregend aussieht.

Die Kinder in der Schule haben kaum Materialien. Nur Kugelschreiber, Bleistifte, Radiergummies, Hefte und manche Kinder, wenn es die Eltern bezahlen können, besitzen "workbooks".
In der Schule wird der Schlagstock sehr häufig eingesetzt. Wenn ich als Lehrerin die Hand schnell hebe oder die Kinder von hinten an der Schulter antippe, zucken die Meisten vor Angst zusammen. Sie alle wissen, dass ich sie nicht schlagen werde, und dass sie bei mir auch falsche Antworten geben können, ohne bestraft zu werden. Trotzdem zucken sie reflexartig zusammen.

Die Unterrichtsmethoden der Lehrer hier sind zum Verzweifeln. Es wird etwas an die Tafel geschrieben, dann schreiben es die Schüler ab und sprechen es dem Lehrer so lange im Chor nach, bis sie es auswendig können. Verstanden haben sie dann noch keineswegs etwas.
Die Kinder haben zu 99% keinen blassen Schimmer, was sie da vor sich her plappern.

Es wird keinerlei Rücksicht auf Kinder genommen, die nicht so schnell lernen können. Es gibt 12jährige Kinder, die nicht richtig lesen und schreiben können. Entweder ist man intelligent und hat somit eine Chance später ganz gut Geld zu verdienen, oder man hat Pech, wird in der Schule geschlagen und wird niemals in der Lage sein, einen "guten" Job zu finden, weil die Bildung fehlt.

Ich finde das so unheimlich ungerecht! Ich selbst hatte eine Lese-Rechtschreibschwäche. Ich wurde zusätzlich zur Schule gefördert und habe Lesen und Schreiben gelernt. Ich brauchte nur ein bisschen mehr Zeit.
Jetzt hatte ich im Abi einen Deutsch-LK und hatte einen Schnitt von 1,6.
Dass man eine Schwäche hat, bedeutet nicht, dass man dumm ist!
Doch hier ist es das Todesurteil für eine bessere Zukunft...

Trotz der schlechten Verhältnisse, der ebenfalls schlechten, medizinischen Versorgung und den unheimlich schlechten Schulen sind die Menschen glücklich und zufrieden. Sie sind glücklich mit dem, was sie haben. Das ist sehr beeindruckend.
Und sobald man wieder zurück am Meer ist, scheint jedes Problem vergessen.
Dort ist man wieder im "scheinbaren Paradies"...

 


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